Ein außergewöhnliches Projekt: Die Schilfdächer in Weiden am See

Bei zwei ganz besonderen Projekten durfte ADSUM in Weiden am See im Burgenland mitwirken. Wir trugen mit unserer Brandschutzexpertise dazu bei, dass zuerst ein Einfamilienhaus und in Folge sogar eine Hotelanlage mit Schilfdächern realisiert werden konnte.

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Unsere Leistungen: Gutachten und Expertise

Zu diesem Projekt haben wir unseren Geschäftsführer Herrn Ettel und unseren Auftraggeber Herrn van Hoorne interviewt. Herr van Hoorne ist selbst Schilfschneider und Schilfdachdecker und möchte Schilfdächer auch in Österreich wieder populärer machen.

Durch Internet – Recherche ist Herr van Hoorne auf ADSUM aufmerksam geworden. Er stand insbesondere mit unserem Geschäftsführer Johann Ettel in Kontakt, der mit seiner Kompetenz, seinem Weitblick und seinen Lösungsansätzen überzeugen konnte. „Herr Ettel ist eine sehr pragmatische und ruhige Person, die sachlich an das Projekt heranging“, erinnert sich Herr van Hoorne.

UPDATE: Wir freuen uns, dass dieses außergewöhnlicher Projekt am See mit dem Bauherr:innenpreis 2024 ausgezeichnet wurden. Als verantwortlicher Partner für die Brandschutzplanung sind wir stolz, einen Teil bei der Umsetzung dieses innovativen Hauses beigetragen zu haben.  
Ein außergewöhnliches Projekt: Die Schilfdächer in Weiden am See

Foto: Jacobus van Hoorne

Warum die Schilfdächer immer mehr verschwanden

Haben Sie schon einmal ein Schilfdach bei uns in Österreich entdeckt? Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, denn Schilfdächer sind bei uns in Österreich noch kaum vorhanden.

Dabei geht die Geschichte der Schilfdächer bis ins Mittelalter zurück. Damals aber richteten sie bei großen Stadtbränden erhebliche Schäden an. Da diese Dächer sehr schnell zu brennen anfingen, verbreiteten sich die Flammen wie ein Lauffeuer.

Die Brandschutzregeln haben sich daher verschärft. So müssen Dacheindeckungen der Klasse BROOF(t1) genügen. Schilfdächer bestehen die entsprechende Brandprüfung nicht.

Grundsätzlich würde das bedeuten, dass keine Schilfdächer gebaut werden dürfen. Glücklicherweise erlaubt die OIB – Richtlinie es, die Schutzziele auf alternativem Weg zu erreichen. Und hier kommen wir mit unserer Brandschutz-Expertise ins Spiel.

BROOF(t1):

  • Beschreibt Brennbarkeitseigenschaft von Dacheindeckungen
  • Das Feuer darf bei genormten Prüfbedingungen nur eine minimale Brandausbreitung erreichen
  • Das Dach darf nicht durchbrennen

Erfolgreiche Nachweisführung durch Brandversuche

Die Nachweisführung erfolgte in drei Schritten:

  • Vergleich von unterschiedlichen Schilfdächern
    Da es recht unterschiedliche Arten der Schilfeindeckung gibt, haben wir uns auch mit diesen Unterschieden auseinandergesetzt und Vergleiche mit Projekten in Holland gemacht. Dort werden deutlich mehr Schilfdächer verbaut.
    Da Herr van Hoorne ursprünglich aus Holland kommt, hat er auch gute Kontakte zu den dortigen Schilfdachdeckern. In seiner Heimat ist diese Art der Dachdeckung am neusten Stand der Technik. So konnten wir wertvolles Wissen für unsere Projekte transferieren.
  • Brandversuch
    Aus den Erkenntnissen der Vergleiche wurde eine Eindeckungsart entwickelt, die eine äußerst langsame Brandausbreitung gewährleistet. Darauf aufbauend wurden Brandversuche gemacht und auf Basis dieser Versuche wurde das Flammenbild nachgewiesen.
  • Strahlungsberechnung
    Wir führten Strahlungsberechnungen durch und konnten zeigen, dass aufgrund der extrem langsamen Brandausbreitung im Brandfall mit keiner Einwirkung auf das Nachbarsgrundstück zu rechnen ist.
Ein außergewöhnliches Projekt: Die Schilfdächer in Weiden am See

Foto: Jacobus van Hoorne

Ein wichtiger Schritt: der Behördengang
Aufgrund dieser Maßnahmen konnte schlussendlich in enger Abstimmung mit der Behörde eine nachvollziehbare Nachweisführung erfolgen. Wir zeigten, dass keine Brandausbreitung hinsichtlich des speziellen Schilfdaches zu erwarten ist.

Vorteil der Schilfdächer: Nachhaltig und regional
Herr van Hoorne betont im Interview ganz besonders den Nachhaltigkeitsaspekt der Schilfdächer. Das Material ist regional, es bedarf also keinem langen Transportweg. Das Schilf ist unbehandelt und kann nach der Lebensdauer quasi am Kompost entsorgt werden. Außerdem dämmt es mit 30cm Stärke so gut wie etwa 20cm Styropor.

Dieses Projekt zeigt auf, dass sich alte Handwerkskunst in Verbindung mit moderner Architektur sehen lassen kann. Das Dach fügt sich sehr schön in die pannonische Landschaft ein. Diese alte Handwerkskunst sollte auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Umso erfreulicher ist für uns, dass dieses Projekt mit den einzigartigen Dächern umgesetzt werden konnte.

Haben Sie auch eine Spezialfrage zum Thema Brandschutz? Wir zählen zu den führenden Brandschutz-ExpertInnen Österreichs und stehen Ihnen gerne mit unserem ganzen Wissen zur Seite.


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Dezember 2024